Lehre (Sommersemester 2012)

Universität Hamburg, Institut für Germanistik I [IfG I] und Institut für Medien und Kommunikation [IMK] (im Rahmen der Vertretungsprofessur Medienlinguistik)

Übersicht
Vorlesung Kommunikative Variation (Dienstag 18–20 Uhr) [IfG I]
Kommentar
Seminar Sozialsemiotik (Mittwoch 10–12 Uhr) [IMK]
Kommentar
Seminar Metapragmatik und Sprachideologie (Mittwoch 16–18 Uhr) [IfG I]
Kommentar
Seminar mit Übung Diskursanalyse: Theorien und Methoden (Donnerstag 14–16/16–18 Uhr) [IMK] [IfG I: nur Seminar]
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Vorlesung Kommunikative Variation (Dienstag 18–20 Uhr) [IfG I]
Kommunikative Variation ist der zentrale Gegenstand der Soziolinguistik. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Sprecher einer Sprache über a set of alternative ways of saying the same thing (William Labov) verfügen, hat es sich die Disziplin zur Aufgabe gemacht, sowohl das Vorkommen als auch die Funktion kommunikativer Varianz zu untersuchen. Diese Aufgabe wurde in der mittlerweile über vierzigjährigen Geschichte der Disziplin allerdings sehr unterschiedlich angegangen, und die Frage, was Varianz ist und leistet, hat zu fundamentalen Kontroversen geführt. Außerdem wurde unter kommunikativer Variation lange Zeit ausschließlich (gesprochen-)sprachliche Variation verstanden. Variation etwa im Bereich der Schreibung ist erst in den letzten Jahren in den Blick der Disziplin gelangt.

Die Vorlesung gibt einen Überblick über diese Entwicklungen und stellt aktuelle Theorien und Befunde vor. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Theorien und Konzepten der interpretativen Soziolinguistik (bspw. Stil, Kontext, Performanz und Identität) und auf den dort fokussierten Variationsphänomenen (bspw. Code-Switching, Language Crossing und Kontextualisierung) sowie auf den neu erschlossenen Gegenstandsbereichen (wie der Graphie bzw. Skripturalität).
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Seminar Sozialsemiotik (Mittwoch 10–12 Uhr) [IMK]
Die Sozialsemiotik (social semiotics) ist ein in England und Australien entstandenes semiotisches Forschungsprogramm, welches die Verwendung von Zeichen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Konstellationen untersucht. Sie geht in Abgrenzung zur traditionellen Semiotik davon aus, dass Zeichen keine festen Bedeutungen, sondern nur Bedeutungspotenziale haben, auf deren Grundlage in aktuellen Kommunikationssituationen jeweils konkrete Bedeutungen ausgehandelt werden. Bekannt geworden ist die aus der systemisch-funktionalen Grammatik und der kritischen Diskursanalyse hervorgegangene Disziplin vor allem durch das Konzept der Multimodalität, das das Zusammenwirken verschiedener (verbaler, visueller, haptischer) Zeichenformen betont und beschreiben will. Entsprechend befassen sich die Arbeiten der Sozialsemiotik mit vielfältigen Zeichenformen (Schrift, Bilder, Stimme, Geräusche, Gestik, Mimik) und Kommunikationsformen (Texte, Filme, Radiosendungen, Schilder und Plakate, usw.) insbesondere im Rahmen massenmedialer Kommunikation.

Das Seminar gibt einen Einblick in die reichhaltige sozialsemiotische Forschung. Wir erarbeiten, ausgehend von den theoretischen Vorläufern (V. Vološinov, M.A.K. Halliday), die sozialsemiotische Theorie und Methodik, lernen unterschiedliche Untersuchungsfelder der Sozialsemiotik (von der Grammatik des visuellen Designs über multimodale Radioanalysen bis hin zu den Linguistic Landscapes moderner Städte) kennen und nehmen selbst sozialsemiotisch fundierte Medienkommunikationsanalysen vor.

Einführende Literatur: Theo van Leeuwen (2005): Introducing Social Semiotics. London/New York: Routledge. Die Semesterlektüre wird in der ersten Sitzung vorgestellt.
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Seminar Metapragmatik und Sprachideologie (Mittwoch 16–18 Uhr) [IfG I]
Sprache ist nicht nur Reflexionsgegenstand der Linguistik. Auch die Öffentlichkeit macht sich häufig Gedanken darüber, wie Sprache verwendet wird und -- im Gegensatz zur sich mehrheitlich deskriptiv verstehenden Linguistik -- auch dazu, wie sie verwendet werden soll. Das zeigen die Debatten zur Rechtschreibreform, zu Anglizismen oder zum Sprachgebrauch bestimmter sozialer Gruppen. Diese Debatten stehen in einer langen Tradition, die auch die Linguistik stark geprägt hat. Gleichzeitig sind sie Ausdruck ganz bestimmter Einstellungen zu und Vorstellungen von Sprache (sog. Sprachideologien) und schließlich auch Manifestationen tiefer liegender sozialer Konflikte. Das Seminar beschäftigt sich mit diesen Aspekten von Sprache und Kommunikation. Am Beispiel einiger wichtiger metasprachlicher Diskurse der Vergangenheit und Gegenwart soll untersucht werden, welche Sprachideologien in der Öffentlichkeit dominieren. Gleichzeitig werden auch Grundlagen soziolinguistischer Sprachideologieforschung und linguistisch-anthropologischer Metapragmatik (Michael Silverstein), die für eine solche Untersuchung wichtig sind, gemeinsam erarbeitet.

Einführende Literatur: Jan Blommaert (2005): Discourse. A critical introduction. Cambridge: Cambridge University Press, Kap. 7 Ideology (S. 158--202). Die Semesterlektüre wird in der ersten Sitzung vorgestellt.
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Seminar mit Übung Diskursanalyse: Theorien und Methoden (Donnerstag 14–16/16–18 Uhr) [IMK] [IfG I: nur Seminar]
Die Diskursanalyse untersucht große Mengen (Korpora) primär massenmedialer Texte mit dem Ziel, aus textübergreifenden Strukturen, Mustern und Rekurrenzen das kollektive Wissen einer gegebenen Gemeinschaft kommunikativer Akteure zu rekonstruieren. Die Grundlage hierfür bildet die Diskurstheorie Michel Foucaults, die seit den 1990er-Jahren für die Linguistik adaptiert und zur Grundlage einer empirisch ausgerichteten Sprach- und Kommunikationsforschung gemacht wurde. Das Seminar führt in Theorie und Methoden dieser Form der transtextuellen Sprach- und Medienanalyse ein und stellt verschiedene diskursanalytische Ansätze vor. Darüber hinaus soll Diskursanalyse im Seminar aber auch anhand aktueller Mediendiskurse praktiziert werden.

In der begleitenden Übung werden die theoretischen und methodischen Kenntnisse durch gemeinsame Lektüre grundlegender theoretischer Texte und durch methodische Übungen vertieft.

Einführende Literatur: Jürgen Spitzmüller/Ingo H. Warnke (2011): Diskurslinguistik. Eine Einführung in Theorien und Methoden der transtextuellen Sprachanalyse. Berlin/New York: de Gruyter (= de Gruyter Studium). Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung vorgestellt.
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